unverdienter (Lebens-)Vorsprung

Startvorteil, der.

Etwas, das mich seit Jahren beschäftigt. Derzeit häufiger in den (sozialen) Medien. Macht mich nachdenklich. Bestärkt meine Wahrnehmung und Erfahrung. Das Rennen des Lebens startet individuell verschieden. Chancengleichheit und Durchlässigkeit sind Illusion. Das Portemonnaie der Eltern Massstab. Intelligenz hilft, Geld ermöglicht. Dankbar, hier geboren zu sein. Dankbar für das Elternhause. Dankbar für die Chancen und Güte Einzelner auf dem Weg. Gleichzeitig das Bewusstsein keinen Beitrag dazu geleistet zu haben. Ein Zufall. Ein marginaler Beitrag. Sympathie. Die Unterschiede wahrnehmend. Herkunft, Rasse, Geschlecht, sozialer Status, Gesundheit/Behinderung, Ausbildung etc. Viele arbeiten hart. Nur wenige schaffen es. Die Sorge vor dem Scheitern ist berechtigt. Das (finanzielle) Sicherheitsnetz macht den Unterschied.

Nachdenken über die eigene Müdigkeit. Das eigene Leben. Die nächsten Jahre. Zwei Drittel des Berufslebens geschafft. Möglicherweise das Mögliche erreicht. Alle harte Arbeit irrelevant. Vor gut 30 Jahren habe ich das nicht geglaubt. Glück gehört dazu. Das gehört nicht unbedingt den Tüchtigen. Timing auch. In meiner Branche, zusätzlich Geschlecht und Ja-Sagen/Abnicken. Ersteres jeglichen Diversity-Bemühungen zum Trotz. Diversity als eine Teilmenge. Schürt Ressentiments. Besser nicht nachfragen. Löst Irritation aus. Letzteres kann ich nicht. Konnte ich noch nie. Und wenn ich’s versuche, spricht mein Gesicht Bände. Poker geht anders.

Passe nicht mehr. Vielleicht habe ich noch nie gepasst. Mich nur angepasst. Verbogen. Immer noch suchend. Auch nach 30 Jahren. Den Platz noch nicht gefunden. Suche weiter…

2023

Was ich mir für dieses Jahr wünsche? Dass mir das alte aus den Knochen fährt. Zusammen mit 2020 und 2021. Dass es Platz für Neues gibt

Mit zunehmendem Alter bemerke ich, wie meine Wünsche bescheidener werden. Nebenwirkung des stark schwankenden Energiepegels? Oder eher der Hauch einer sich anbahnenden Altersweisheit?

Irgendwo habe ich gelesen, dass viele das Jahresende 2022 ausgelaugter erreicht hätten als in anderen Jahren. Erklärt wurde diese Müdigkeit von der Autorin (immerhin das weiss ich noch) damit, dass die Pandemiejahre alle emotional sehr stark gefordert hätten. Gleichzeitig hätten die Menschen den Eindruck gehabt, dass nach dem Ende aller Massnahmen das Leben im Vorpandemie-Rhythmus wiederaufgenommen würde. Dazu das Nachholen aller verpasster Dinge während dieser Zeit. Resultat davon die grosse Müdigkeit. In Teilen kann ich dieser Erklärung folgen. Bin dünnhäutiger, anfälliger, empfindsamer, fragender aus dieser Zeit gekommen. Bin es immer noch. Das Nachholen – geschenkt. Der normale Alltag hat genug gefordert. Normal was letztes Jahr wenig. Privat noch eher als beruflich. Letzteres eine Grossbaustelle. Das Weltgeschehen ermüdet.

Vorsätze habe ich keine. Hatte ich noch selten. Noch seltener zum Jahresbeginn. Wenig Ideen und Pläne, was zu neuen (bzw. alten reaktivierten) Gewohnheiten werden könnte. Gewohnheiten seien Vorsätzen überlegen. Für beides zu wenig Energie. Immerhin Wiederaufnahme der täglichen handgeschriebenen Beantwortung der „drei Fragen zum Tag“*. Ein erster Schritt. Fokussierung auf die positiven Fundstellen eines Tages. Balsam für die Seele. Tag für Tag weitersehen bzw. -schreiben. Reaktivierung des Blogs als Gedankenordnung. Kurze Sätze. Fragmente. Mal sehen…

Alles Gute für dieses Neue Jahr meinen Leserinnen und Lesern. Besonders meinen sehr geschätzten Blognachbarinnen- und nachbarn. Lese Sie immer noch regelmässig. Freue mich, leide mit. Wenig Lebenszeichen 2022 meinerseits. Ich weiss. Bitte um Verzeihung. Eben, (Lebens-)Energiemangel. Astrologisch ein Mars-Jahr. Vielleicht hilft‘s.

* 1. Was ist mir heute gelungen? Worauf bin ich stolz?
2. Worüber habe ich mich heute gefreut?
3. Wofür bin ich dankbar?

etwas bewegt sich

Erstes Mal seit sehr sehr langer Zeit eine gute Woche. Herausragend gut sogar. Äussere, nicht beeinflussbare Umstände nach hinten treten lassen. Dem eigenen Bauch trauen. Mich trauen. Mir selber trauen. Eigene Erfahrung, Wissen und Können ins Schaufenster lassen. Vertrauen, dass ich genug bin. Genüge. Dem Sturm (im Wasserglas) gelassen zuschauen, aushalten. Kräfte bündeln. Zugeworfene Bälle aufnehmen und unaufgeregt zurückspielen. Versteckte Entschuldigungen. Unerwartete Unterstützung. Mich darüber freuen. Bescheiden bleiben und gleichzeitig Format zeigen. Stolz zulassen. Weiterhin den eigenen Weg suchend, die eigene Mitte. Viele Gedanken und Ideen. Überraschende Geschenke und Rückmeldungen. Neue Formen der Verbundenheit entdecken. Reise geht weiter. Ziel weiter unbekannt.